Von Ralf Klingsieck, Paris
Jean-luc touly est considéré par les adversaires du privé comme Le spécialiste de l’eau. À l'heure actuelle, il est de nouveau en procès- poursuivi à contrecœur par son employeur: Veolia.
Celui qui se querelle pendant des années, avec des trusts et des politiciens très liés entre eux au détriment des citoyens, et qui n’a pas toujours pas de procès sur le dos, doit avoir quelque lien coupable.
À cet égard, Jean-Luc Touly a la conscience tranquille. Il a été poursuivi une demi-douzaine de fois et toutes les procédures, il les a finalement gagnées
Jean-Luc Touly gilt bei Privatisierungsgegnern als der Kenner der Materie Wasser. Gerade steht er mal wieder vor Gericht - verklagt von seinem Arbeitgeber wider Willen : Veolia.
Wer sich über Jahre mit Konzernen und Politikern anlegt, die zum Schaden der Bürger miteinander kungeln, und wer dann immer noch keinen Prozess am Hals hat, muss irgendetwas falsch gemacht haben. In dieser Hinsicht kann sich Jean-Luc Touly beruhigt in den Spiegel schauen. Er wurde ein halbes Dutzend Mal verklagt und alle Verfahren hat er letztlich erfolgreich durchgestanden.
Ein filmreifes Gerichtsverfahren
Der jüngste Prozess begann Mitte Februar vor der 17. Strafkammer im Pariser Justizpalast. Geklagt hat wieder einmal sein Arbeitgeber Veolia, mit rund 100 Millionen Kunden Weltmarktführer in Sachen Wasserversorgung. Es geht um den Film »Water Makes Money«, in dem Touly ebenso wie Kommunalpolitiker und andere Fachleute schildert, mit welchen Tricks und Schmiergeldzahlungen große Konzerne wie Veolia oder Suez den Städten und Gemeinden in Frankreich und anderen Ländern Europas die Wasserversorgung und Abwasseraufbereitung abluchsen, um sie zum Schaden der Bürger in eine beispiellose Quelle von Profit zu verwandeln. Veolia hat diese Kernaussage des Films nicht frontal angegriffen, sondern sich einzelne Äußerungen Toulys herausgepickt und dagegen wegen angeblicher Verleumdung geklagt.
Der 59-Jährige nutzte die Tribüne des Gerichts, um seine Ansichten und Insiderinformationen über die Machenschaften der Wasserkonzerne darzulegen. Die zehn von seiner Anwältin vorgeladenen Zeugen - Kommunalpolitiker, Abgeordnete, Gewerkschafter und Experten aus der Wasserwirtschaft - haben dies bestätigt und mit Beispielen untermauert. Touly wirkte selbstbewusst und souverän, mit erhobenem Kopf und den Gesten des erfahrenen Redners. Hätte ihn die Richterin nicht gebremst, dann hätte er wohl stundenlang Details und Zahlen genannt, ohne dass ihm der Stoff ausgegangen wäre. Man merkt ihm an, dass er in den vergangenen 30 Jahren bereits auf mehr als 1000 Veranstaltungen zum Thema Wasser gesprochen hat, von Bürgerversammlungen in kleinen Orten bis hin zum UN-Gipfel zum Thema Umwelt und Wasser 2002 in Johannesburg.
Wie ist er zu dieser Rolle gekommen? »Angefangen hat das eigentlich schon, als ich nach dem Ökonomie-Studium an der Pariser Sorbonne meinen Wehrdienst bei einer Armee-Einheit in Deutschland absolviert habe«, erinnert sich Touly. »Dort habe ich versucht, eine Gewerkschaft zu gründen, aus Protest gegen unsere Lebensbedingungen, die deutlich schlechter waren als
bei den deutschen, britischen oder kanadischen Soldaten am selben Standort. Das Ergebnis waren drei Monate Knast. Diese Erfahrung und der Kontakt zu Leuten von der DKP haben mich stark geprägt, meinen Sinn für Gerechtigkeit bestärkt und meinen Widerspruchsgeist angefacht.«
Nach dem Wehrdienst schrieb Touly 150 Bewerbungen. Von den wenigen Angeboten war das des Wasserkonzerns Générale des Eaux (heute Veolia) das vielversprechendste. Als kaufmännischer Angestellter hatte er vor allem mit der Bewertung von
Wasserversorgungssystemen und der Ausarbeitung von Angeboten an die Kommunen zu tun.
Seinen Argwohn weckte erst die Gewerkschaftsarbeit als Schatzmeister der CGT- Betriebsorganisation. »Dass meine Gewerkschaft nur zu einem Bruchteil von den Beiträgen und zum großen Teil durch Geld von der Konzernleitung existierte, widerstrebte mir. Regelrecht aufgebracht hat mich, dass die führenden Gewerkschaftsfunktionäre von mir verlangten, den
Mund zu halten.« So ist es nicht verwunderlich, dass einer der Prozesse gegen ihn später von der KP-nahen CGT geführt wurde, die im Unternehmen für »sozialen Frieden« sorgte und wegen Toulys Enthüllungen wohl um ihre munter sprudelnde Finanzierungsquelle fürchtete.
Korrumpierte Politiker und Gewerkschafter
Zu diesem Zeitpunkt war Jean-Luc Touly längst in einer radikaleren Gewerkschaft und für diese Mitglied des Betriebsrates. Außerdem war er viele Jahre lang Mitglied bei den »Prud›hommes‹«, einer paritätisch von den Sozialpartnern besetzten Schiedskommission für Arbeitsrechtsfragen. Mit der Zeit erlangte er immer tiefere Einblicke in die Praktiken des Wasserkonzerns. Das reichte von der Korrumpierung von Gewerkschaftern und von Politikern aller Parteien über das Umwerben lokaler »Einflusspersonen« bis hin zur Finanzierung eines Sportplatzes oder anderer Einrichtungen in Kommunen, deren Wasserregie der Konzern übernehmen wollte.
Mit dem Wissen wuchs bei Touly auch das Bedürfnis, all dies bekannt zu machen, zu warnen und die Kommunen und ihre Bürger aufzurufen, im eigenen Interesse ihre Wasserwirtschaft wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Geeignete Foren dafür fand er bei Anticor, einer Organisation gegen Korruption, in der Partei der Grünen und beim globalisierungskritischen
Netzwerk Attac. So wurde auch Danielle Mitterrand auf ihn aufmerksam und warb ihn als Verantwortlichen für Wasserfragen in ihrer Stiftung »France Libertés«. Damit gewann das Engagement Toulys eine internationale Dimension, denn die Stiftung setzt sich auch für die Verwirklichung des Menschenrechts auf sauberes Wasser in den Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ein.
Mit diesen neuen Aufgaben ist Jean-Luc Touly gewachsen und damit auch seine Entschlossenheit, für Änderungen in Frankreich beizutragen. Alle Bestechungsversuche durch Veolia - von attraktiven Posten innerhalb des Konzerns über eine Versetzung auf den Chefsessel einer Niederlassung in der Karibik bis zu einer Million Euro beim Verzicht auf weitere mündliche oder schriftliche Äußerungen - perlten an ihm ab. »Ich lasse mich nicht kaufen, ich nicht«, meint er stolz.
Geringes Echo auf EU-Bürgerinitiative
Ein Zeichen dafür, wie nicht nur die Politiker, sondern auch die französischen Medien beim Thema Wasser »mauern« und Missstände totschweigen, ist seiner Überzeugung nach das Echo auf die Europäische Bürgerinitiative für das Menschenrecht auf Wasser, die entsprechend in Frankreich bisher nur von kaum mehr als 2500 Menschen unterzeichnet wurde, während es
europaweit bisher 1,2 Millionen sind, der weitaus größte Teil aus Deutschland.
Touly hat an zahlreichen Dokumentarfilmen mitgewirkt, hat allein oder mit anderen Autoren Bücher zum Thema geschrieben, die meistens gehörig Staub aufwirbelten. Eines, das seinen Arbeitgeber direkt aufs Korn nahm, führte 2006 zur fristlosen Entlassung. Die hat Touly erst vor den »Prud›hommes‹« und dann vor Gericht durch alle Instanzen bis hin zum Staatsrat, dem
obersten Verwaltungsgericht, angefochten. Das endgültige Urteil im Jahr 2010 zwang Veolia, ihn wieder einzustellen. Jetzt hat er zwar pro forma einen Posten, aber er dreht Däumchen: »Ich habe nicht mehr als eine Stunde pro Monat wirklich etwas zu tun«, schildert er die kafkaeske Situation. »Glücklicherweise ist es nur noch ein Halbtagsjob, weil ich halbtags bei ›France Libertés‹ arbeite. Außerdem muss mich Veolia nach geltendem Gesetz für einen Teil der Arbeitszeit freistellen für meine Tätigkeit im Betriebsrat und bei den ›Prud›hommes‹.‹«
Wie seine Frau mit den jahrelangen Auseinandersetzungen, Anfeindungen und Destabilisierungsversuchen seitens des Konzerns zurechtgekommen ist? »Besser als zu erwarten war«, ist er überzeugt. »Sie hat mich sogar darin bestärkt weiterzumachen, denn sie hat auch einen starken Gerechtigkeitssinn und die Mauscheleien vieler Politiker gehen ihr gegen den Strich. Außerdem hat sie mit ihrem Gehalt als Zahnärztin dafür gesorgt, dass ich meinen Kampf ohne Angst vor der Arbeitslosigkeit durchstehen konnte.«
Auch in diesen Tagen ist er unermüdlich unterwegs für seine Sache. Gespannt wartet er natürlich auf das Urteil im aktuellen Prozess, das am 28. März verkündet werden soll. Doch dieses wird nicht das Ende sein: »Wenn ich verliere, gehe ich in die Berufung, und wenn ich gewinne, geht Veolia in die Berufung. In beiden Fällen werde ich auch den nächsten Prozess dazu nutzen, öffentlich meine Vorwürfe zu wiederholen.«
Doppelt so viel Zeit für den Kampf
Dass er und seine Freunde die Anwalts- und Gerichtskosten aufbringen können, dazu tragen viele Spender im In- und Ausland bei. Ein Ende seines Kampfes ist nicht abzusehen - erst recht nicht, wenn Touly in knapp zwei Jahren das Rentenalter erreicht haben wird. Dann hat er mehr Zeit dafür. So ist seine Natur.
»Als ich mich vor 30 Jahren beworben habe, ließ die Personalabteilung ein Schriftgutachten anfertigen«, berichtete Touly neulich vor Gericht. »Die Zusammenfassung lautete: ›Emotional, aber beherrscht und verschlossen. Alles in allem ein gehemmter Charakter.‹« Damit wollte der Gutachter den Managern wohl signalisieren: Dieser Mann wird keine Schwierigkeiten machen. So kann man sich irren.
URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/814402.aus-prinzip-unbequem.html: http://www.neues-deutschland.de/artikel/814402.aus-prinzip-unbequem.html
Jean-luc touly est considéré par les adversaires du privé comme Le spécialiste de l’eau. À l'heure actuelle, il est de nouveau en procès- poursuivi à contrecœur par son employeur: Veolia.
Celui qui se querelle pendant des années, avec des trusts et des politiciens très liés entre eux au détriment des citoyens, et qui n’a pas toujours pas de procès sur le dos, doit avoir quelque lien coupable.
À cet égard, Jean-Luc Touly a la conscience tranquille. Il a été poursuivi une demi-douzaine de fois et toutes les procédures, il les a finalement gagnées
Jean-Luc Touly gilt bei Privatisierungsgegnern als der Kenner der Materie Wasser. Gerade steht er mal wieder vor Gericht - verklagt von seinem Arbeitgeber wider Willen : Veolia.
Wer sich über Jahre mit Konzernen und Politikern anlegt, die zum Schaden der Bürger miteinander kungeln, und wer dann immer noch keinen Prozess am Hals hat, muss irgendetwas falsch gemacht haben. In dieser Hinsicht kann sich Jean-Luc Touly beruhigt in den Spiegel schauen. Er wurde ein halbes Dutzend Mal verklagt und alle Verfahren hat er letztlich erfolgreich durchgestanden.
Ein filmreifes Gerichtsverfahren
Der jüngste Prozess begann Mitte Februar vor der 17. Strafkammer im Pariser Justizpalast. Geklagt hat wieder einmal sein Arbeitgeber Veolia, mit rund 100 Millionen Kunden Weltmarktführer in Sachen Wasserversorgung. Es geht um den Film »Water Makes Money«, in dem Touly ebenso wie Kommunalpolitiker und andere Fachleute schildert, mit welchen Tricks und Schmiergeldzahlungen große Konzerne wie Veolia oder Suez den Städten und Gemeinden in Frankreich und anderen Ländern Europas die Wasserversorgung und Abwasseraufbereitung abluchsen, um sie zum Schaden der Bürger in eine beispiellose Quelle von Profit zu verwandeln. Veolia hat diese Kernaussage des Films nicht frontal angegriffen, sondern sich einzelne Äußerungen Toulys herausgepickt und dagegen wegen angeblicher Verleumdung geklagt.
Der 59-Jährige nutzte die Tribüne des Gerichts, um seine Ansichten und Insiderinformationen über die Machenschaften der Wasserkonzerne darzulegen. Die zehn von seiner Anwältin vorgeladenen Zeugen - Kommunalpolitiker, Abgeordnete, Gewerkschafter und Experten aus der Wasserwirtschaft - haben dies bestätigt und mit Beispielen untermauert. Touly wirkte selbstbewusst und souverän, mit erhobenem Kopf und den Gesten des erfahrenen Redners. Hätte ihn die Richterin nicht gebremst, dann hätte er wohl stundenlang Details und Zahlen genannt, ohne dass ihm der Stoff ausgegangen wäre. Man merkt ihm an, dass er in den vergangenen 30 Jahren bereits auf mehr als 1000 Veranstaltungen zum Thema Wasser gesprochen hat, von Bürgerversammlungen in kleinen Orten bis hin zum UN-Gipfel zum Thema Umwelt und Wasser 2002 in Johannesburg.
Wie ist er zu dieser Rolle gekommen? »Angefangen hat das eigentlich schon, als ich nach dem Ökonomie-Studium an der Pariser Sorbonne meinen Wehrdienst bei einer Armee-Einheit in Deutschland absolviert habe«, erinnert sich Touly. »Dort habe ich versucht, eine Gewerkschaft zu gründen, aus Protest gegen unsere Lebensbedingungen, die deutlich schlechter waren als
bei den deutschen, britischen oder kanadischen Soldaten am selben Standort. Das Ergebnis waren drei Monate Knast. Diese Erfahrung und der Kontakt zu Leuten von der DKP haben mich stark geprägt, meinen Sinn für Gerechtigkeit bestärkt und meinen Widerspruchsgeist angefacht.«
Nach dem Wehrdienst schrieb Touly 150 Bewerbungen. Von den wenigen Angeboten war das des Wasserkonzerns Générale des Eaux (heute Veolia) das vielversprechendste. Als kaufmännischer Angestellter hatte er vor allem mit der Bewertung von
Wasserversorgungssystemen und der Ausarbeitung von Angeboten an die Kommunen zu tun.
Seinen Argwohn weckte erst die Gewerkschaftsarbeit als Schatzmeister der CGT- Betriebsorganisation. »Dass meine Gewerkschaft nur zu einem Bruchteil von den Beiträgen und zum großen Teil durch Geld von der Konzernleitung existierte, widerstrebte mir. Regelrecht aufgebracht hat mich, dass die führenden Gewerkschaftsfunktionäre von mir verlangten, den
Mund zu halten.« So ist es nicht verwunderlich, dass einer der Prozesse gegen ihn später von der KP-nahen CGT geführt wurde, die im Unternehmen für »sozialen Frieden« sorgte und wegen Toulys Enthüllungen wohl um ihre munter sprudelnde Finanzierungsquelle fürchtete.
Korrumpierte Politiker und Gewerkschafter
Zu diesem Zeitpunkt war Jean-Luc Touly längst in einer radikaleren Gewerkschaft und für diese Mitglied des Betriebsrates. Außerdem war er viele Jahre lang Mitglied bei den »Prud›hommes‹«, einer paritätisch von den Sozialpartnern besetzten Schiedskommission für Arbeitsrechtsfragen. Mit der Zeit erlangte er immer tiefere Einblicke in die Praktiken des Wasserkonzerns. Das reichte von der Korrumpierung von Gewerkschaftern und von Politikern aller Parteien über das Umwerben lokaler »Einflusspersonen« bis hin zur Finanzierung eines Sportplatzes oder anderer Einrichtungen in Kommunen, deren Wasserregie der Konzern übernehmen wollte.
Mit dem Wissen wuchs bei Touly auch das Bedürfnis, all dies bekannt zu machen, zu warnen und die Kommunen und ihre Bürger aufzurufen, im eigenen Interesse ihre Wasserwirtschaft wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Geeignete Foren dafür fand er bei Anticor, einer Organisation gegen Korruption, in der Partei der Grünen und beim globalisierungskritischen
Netzwerk Attac. So wurde auch Danielle Mitterrand auf ihn aufmerksam und warb ihn als Verantwortlichen für Wasserfragen in ihrer Stiftung »France Libertés«. Damit gewann das Engagement Toulys eine internationale Dimension, denn die Stiftung setzt sich auch für die Verwirklichung des Menschenrechts auf sauberes Wasser in den Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas ein.
Mit diesen neuen Aufgaben ist Jean-Luc Touly gewachsen und damit auch seine Entschlossenheit, für Änderungen in Frankreich beizutragen. Alle Bestechungsversuche durch Veolia - von attraktiven Posten innerhalb des Konzerns über eine Versetzung auf den Chefsessel einer Niederlassung in der Karibik bis zu einer Million Euro beim Verzicht auf weitere mündliche oder schriftliche Äußerungen - perlten an ihm ab. »Ich lasse mich nicht kaufen, ich nicht«, meint er stolz.
Geringes Echo auf EU-Bürgerinitiative
Ein Zeichen dafür, wie nicht nur die Politiker, sondern auch die französischen Medien beim Thema Wasser »mauern« und Missstände totschweigen, ist seiner Überzeugung nach das Echo auf die Europäische Bürgerinitiative für das Menschenrecht auf Wasser, die entsprechend in Frankreich bisher nur von kaum mehr als 2500 Menschen unterzeichnet wurde, während es
europaweit bisher 1,2 Millionen sind, der weitaus größte Teil aus Deutschland.
Touly hat an zahlreichen Dokumentarfilmen mitgewirkt, hat allein oder mit anderen Autoren Bücher zum Thema geschrieben, die meistens gehörig Staub aufwirbelten. Eines, das seinen Arbeitgeber direkt aufs Korn nahm, führte 2006 zur fristlosen Entlassung. Die hat Touly erst vor den »Prud›hommes‹« und dann vor Gericht durch alle Instanzen bis hin zum Staatsrat, dem
obersten Verwaltungsgericht, angefochten. Das endgültige Urteil im Jahr 2010 zwang Veolia, ihn wieder einzustellen. Jetzt hat er zwar pro forma einen Posten, aber er dreht Däumchen: »Ich habe nicht mehr als eine Stunde pro Monat wirklich etwas zu tun«, schildert er die kafkaeske Situation. »Glücklicherweise ist es nur noch ein Halbtagsjob, weil ich halbtags bei ›France Libertés‹ arbeite. Außerdem muss mich Veolia nach geltendem Gesetz für einen Teil der Arbeitszeit freistellen für meine Tätigkeit im Betriebsrat und bei den ›Prud›hommes‹.‹«
Wie seine Frau mit den jahrelangen Auseinandersetzungen, Anfeindungen und Destabilisierungsversuchen seitens des Konzerns zurechtgekommen ist? »Besser als zu erwarten war«, ist er überzeugt. »Sie hat mich sogar darin bestärkt weiterzumachen, denn sie hat auch einen starken Gerechtigkeitssinn und die Mauscheleien vieler Politiker gehen ihr gegen den Strich. Außerdem hat sie mit ihrem Gehalt als Zahnärztin dafür gesorgt, dass ich meinen Kampf ohne Angst vor der Arbeitslosigkeit durchstehen konnte.«
Auch in diesen Tagen ist er unermüdlich unterwegs für seine Sache. Gespannt wartet er natürlich auf das Urteil im aktuellen Prozess, das am 28. März verkündet werden soll. Doch dieses wird nicht das Ende sein: »Wenn ich verliere, gehe ich in die Berufung, und wenn ich gewinne, geht Veolia in die Berufung. In beiden Fällen werde ich auch den nächsten Prozess dazu nutzen, öffentlich meine Vorwürfe zu wiederholen.«
Doppelt so viel Zeit für den Kampf
Dass er und seine Freunde die Anwalts- und Gerichtskosten aufbringen können, dazu tragen viele Spender im In- und Ausland bei. Ein Ende seines Kampfes ist nicht abzusehen - erst recht nicht, wenn Touly in knapp zwei Jahren das Rentenalter erreicht haben wird. Dann hat er mehr Zeit dafür. So ist seine Natur.
»Als ich mich vor 30 Jahren beworben habe, ließ die Personalabteilung ein Schriftgutachten anfertigen«, berichtete Touly neulich vor Gericht. »Die Zusammenfassung lautete: ›Emotional, aber beherrscht und verschlossen. Alles in allem ein gehemmter Charakter.‹« Damit wollte der Gutachter den Managern wohl signalisieren: Dieser Mann wird keine Schwierigkeiten machen. So kann man sich irren.
URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/814402.aus-prinzip-unbequem.html: http://www.neues-deutschland.de/artikel/814402.aus-prinzip-unbequem.html